Bielefelder Echo
Der technische Fortschritt beschwerte den Blinden und Sehbehinderten Mitte der fünfziger Jahre eine Entwicklung, die heute niemand mehr missen möchte: das Tonband, beziehungsweise deren modernen Nachfolger. Durch das Tonband wurde es möglich, Literatur auf Tonband lesen zu lassen und Kopien dieser besprochenen Tonbänder interessierten Nichtsehenden per Post ins Haus zu schicken.
Hörbüchereien wurden gegründet, die diese Aufgabe übernahmen. Die erste der Bundesrepublik Deutschland am 04.11.1955 in Münster, die jetzige Westdeutsche Blindenhörbücherei e.V.. Die Hörbüchereien erfreuen sich von Anfang an größter Beliebtheit unter allen Blinden, insbesondere aber unter den älteren, die die Blindenschrift nicht mehr erlernen konnten oder wollten. So ist es auch ihnen möglich, ihre früheren geistigen Interessen nach der Erblindung weiter zu verfolgen, sich literarisch zu bilden oder sich manche kurzweilige Stunde zu verschaffen, ohne einen sehenden Vorleser in Anspruch nehmen zu müssen. Darüber hinaus bietet das Tonband eine einfache und willkommene Gelegenheit, mit anderen Sehbehinderten, die die Blindenschrift nicht beherrschen, oder mit sehenden Angehörigen und Freunden zu korrespondieren. Es kann wohl ohne Übertreibung gesagt werden, dass das Tonband bzw. die Kassette oder noch moderne Datenträger wie zum Beispiel MiniDisc fast die gleiche Bedeutung für die Blindenbildung gewonnen hat wie die Punktschrift, ohne diese zu verdrängen oder ihren Gebrauch zu beeinträchtigen.
Für die blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen in Bielefeld bot das Tonband die Gelegenheit, sich über die Ereignisse in der Stadt zu informieren. Seit Oktober 1972 erscheint wöchentlich das "Bielefelder Echo", die lokale Hörzeitung auf CD mit Berichten und Nachrichten aus dem Lokalteil der Neuen Westfälischen. Seit 1983 erfolgt die Auswahl der Artikel durch sehende Helfer in Bielefeld, die auch das Mutterband besprechen. Die Kopien werden von der Blindenhörbücherei in Münster hergestellt und an die etwa fünfundzwanzig Hörer versandt.
Finanziell unterstützt wird die Herausgabe der Hörzeitung durch die Stadt Bielefeld mit einem Zuschuss von 1.700 Euro jährlich. Hierfür sei an dieser Stelle ganz besonders gedankt. Auf die Hörer des "Bielefelder Echos" entfällt dadurch lediglich ein jährlicher Kostenbeitrag von 15 Euro.
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