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Verein - Historie

Entwicklung des Blindenwesens

Folgt man der einschlägigen Literatur, führten die Blinden in der Frühzeit ein menschenunwürdiges Leben. Mit der Verbreitung des christlichen Gedankengutes änderte sich die Einstellung Blinden gegenüber. Sie wurden geduldet und mit Almosen versorgt. Gebildete und geachtete Blinde waren bis dahin eine Ausnahme. Erst das Zeitalter der Aufklärung brachte allmählich einen grundlegenden Wandel. Man erkannte, dass auch blinde Menschen bildungsfähig und bildungswürdig waren. Ende des 18. Jahrhunderts führte dies zur Gründung der ersten Blindenschule in Paris. Im deutschsprachigen Raum folgte die Schaffung der ersten Blindenbildungs- und Erziehungsanstalten, wie sie seinerzeit genannt wurden, Anfang des 19. Jahrhunderts in Wien und Berlin und später für die Provinz Westfalen in Soest und Paderborn. Die Blinden wurden dadurch zwar aus der bis dahin noch allgemein herrschenden Verachtung gerissen und von ihrer Unwissenheit befreit, vollkommen war die Welt aber für sie immer noch nicht.

Der wirkliche Durchbruch, der den Blinden die Teilnahme am geistigen Schaffen und Erleben erschloss, kam erst nach der Entwicklung der Punktschrift durch den erblindeten Franzosen Louis Braille (1809 - 1852) im Jahre 1825. Die sehenden Erzieher in den Blindenanstalten lehnten seine tastbare Schrift zunächst zwar ab, aber schließlich setzte sie sich doch durch, weil die Blinden erkannten, dass Ihnen durch die Beherrschung dieses Systems die Bereiche der Wissenschaft, der Literatur und der Musik - damit auch der Zugang zu geistigen Berufen erschlossen wurde. Heute ist die Punktschrift - oder auch Braille-Schrift, wie sie zum Gedenken an ihren Erfinder genannt wird - aus dem Leben der Blinden nicht mehr wegzudenken.

Die Blinden der damaligen Zeit wurden unabhängiger, wie jeder Sehende, wenn er die Schule verlässt. Sie drängten aus den Internaten heraus, wo sie auch nach dem Schulabschluss untergebracht waren und unter der Leitung Sehender die typischen Blindenberufe wie Besenbinder, Bürstenmacher, Korb- und Stuhlflechter ausübten. Es wuchs der Wunsch, inmitten der menschlichen Gesellschaft zu leben, selbstständig zu arbeiten und die mit der Blindheit verbundenen Probleme zu lösen. Der Gedanke der Blindenselbsthilfe entstand.

Etwa in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann der bis heute noch nicht abgeschlossene Prozess, der den blinden Menschen vom bevormundeten Fürsorgeobjekt zum vollwertigen Mitglied der menschlichen Gesellschaft mit allen Rechten und Pflichten werden lassen sollte. Diese Entwicklung ging auch an den Blinden in Bielefeld und in der ostwestfälisch-lippischen Region nicht vorüber.

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